2017 ist nicht nur das Jahr bestimmter Theaterereignisse des Vereins wie die Inszenierungen vom „Kleinen Vampir“ und „Surfin´ Summer“, sondern vielmehr auch das Jahr, in dem ein fortlaufender Prozess zunehmend Gestalt annahm, der neue Kommunikations- und Entscheidungsstrukturen im Verein etablierte, die nun nicht mehr wegzudenken sind. Insbesondere ist hier die Vorstandsarbeit gemeint, in deren Mittelpunkt der „Tisch“ steht, als Synonym für unsere Vorstandssitzungen, bei denen alle wichtigen Angelegenheiten auf den Tisch kommen und diskutiert werden: transparent, zielorientiert und demokratisch.
Dieser auf Kooperation und Partizipation angelegte Führungsstil zeigt viele positive Effekte. Die Aktivitäten des Vereins werden von vielen Schultern getragen, eine Vielzahl von Ideen entfaltet sich und jeder kann sich so einbringen, wie es seinen Ressourcen und Präferenzen entspricht. Die Tendenz einer Spaltung des Vereins, die noch 2015 auf der Mitgliederversammlung allzu deutlich hervortrat, konnte abgewendet werden. Davon abgesehen gibt es noch immer ein spürbares Spannungsverhältnis zwischen künstlerischen und pädagogischen Ambitionen, die dann auch noch von ökonomischen Erwägungen oft genug durchkreuzt werden, aber ich nehme diese Spannung als produktiv wahr und halte sie für die Weiterentwicklung des Vereins für unabdingbar.
Ein Blick auf die wichtigsten Beschlüsse und Aktivitäten des Vorstands im Jahr 2017 in Schlagworten:
- Room-Management (Toilettensanierung, Boden Studio L, Raumkonzept, Schließanlage, Vermietungsvertrag, Raumpflege)
- Entscheidungen zum Kindertheater (wieder im Herbst, neue Preise, Dirk Zimmer)
- Experimentaltheater: Beschluss über Kaufmann von Venedig
- Vereinbarung zu „Theater (er)leben“
- Vertrag Koju-Kufa
Die Trennung in Geschäftsjahren widerspricht der zeitlich fließenden und überlappenden Planung und Realisierung von Theaterprojekten. 2017 realisierten wir insgesamt drei große Theaterproduktionen. Zum Januar 2017 auslaufend das Lloyd-Webber-Musical „The Beautiful Game“ in Koproduktion mit dem Stadttheater Koblenz, das bereits im Oktober 2016 Premiere feierte. Im Frühjahr lief das Kindertheaterstück „Der kleine Vampir“ (Premiere: 17.03.) unter der Regie von André Wittlich. Die Rhein-Zeitung kommentierte: „Ein wenig Grusel, jede Menge witzige Momente und ein glänzend aufgelegtes junges Ensemble.“ Die liebevolle und temporeiche Inszenierung mit tollen Spezialeffekten wie dem nächtlichen Flug über die Stadt erbrachte leider nicht die gewünschte Zuschauerresonanz in Zahlen. Zwar war die Begeisterung des anwesenden Publikums groß, allein beim Blick auf die Kennzahlen wird deutlich, dass wir eine rückläufige Entwicklung der Besucherzahlen feststellen müssen.
In unserer Analyse stellten vor allem drei Gründe für den relativ schwachen Besuch fest:
Gerade an den Maitagen war das Wetter so schön, dass es generell nur wenige Menschen in die Theaterhäuser zog. Vor allem Schulklassen kamen kaum; vermutlich auch wegen der Vorstellungszeiten am frühen Abend, da von Lehrern Theaterbesuche am Vormittag vorgezogen werden, die wir ihnen aber nicht bieten können. Außerdem stellten wir die Vermutung an, dass die Preiserhöhung von 14 € bzw. 9 € (ermäßigt) auf 15,50 € bzw. 10,50 € (ermäßigt) negativ durchschlug. Wir reagierten, indem wir für die nächste Kinderproduktion im Jahr 2018 folgende Konsequenzen zogen:
- Direkt-Werbung an Schulen
- Wiederverlegung Herbst/Winter
- Preissenkung/ Fam.ticket
- außerdem: Regieauftrag an Zimmer/Eller als Erfolgsgaranten
Die Planungen für das große Musikstück starteten schon 2016 und natürlich war es die stille Hoffnung, dass gerade eine Eigenproduktion, die an die Erfolge von „Absolute Sahne“ und „Hyper! Hyper!“ anschließt, unsere finanzielle Misere beendet.
Am 13. Oktober 2017 feierte die Musikrevue „Surfin Summer“ Premiere. Schrille Outfits, schicke Surferboys und harte Rocker sowie die mitreißende Musik aus den Sixties schickten das Publikum auf „eine spaßige Reise in die 60er-Jahre“ (Rhein-Zeitung). Fast alle Vorstellungen waren ausverkauft, viele kamen mehrfach, um vom Alltag abzuschalten, einfach Spaß zu haben und mitzusingen. Das Stück wurde geradezu Kult. Das Ensemble konnte in 33 Vorstellungen (bis Sept. 2018) 8.000 Zuschauer in seinen Bann ziehen und ca. 130.000 € an Einnahmen aus Kartenverkäufen generieren. Damit ist „Surfin Summer“ zum größten wirtschaftlichen Erfolg in der Vereinsgeschichte avanciert.
Wenn auch das Genre sich generell großer Beliebtheit erfreut, so ist solch eine Produktion bei weitem kein Selbstläufer. Um diesen Erfolg musste hart gerungen werden. Der Erfolg beruhte auf der Kombination typisch Ellerschen Humors mit einem perfekt abgestimmten Musik-Arrangement und einem Kostüm- und Bühnenbild, das von Christian Binz bis ins kleinste Detail durchkomponiert war. Als innovativ, schräg und erfrischend stellte sich die ungewöhnliche Kombination von Motiven der Surf- und Beach-Filme mit den der Outer-Space-Katastrophenfilme jener Zeit dar, wodurch der seichte Kitsch durch Groteskes immer wieder gebrochen wurde. Der wichtigste Erfolgsfaktor bestand allerdings in dem fantastisch zusammenwirkenden Ensemble, das auch noch nach 20 Vorstellungen die Gags und Lieder mit frischer Energie vortrug. Auffällig war, dass diesmal alle Rollen ein ähnliches Gewicht hatten, sodass jeder seinen speziellen Moment hatte und das Ensemble als eine Einheit auftrat.
2017 war auch das Jahr zahlreicher Sonderauftritte, die uns zusätzliche Einnahmen von bescherten. Es handelte sich im Einzelnen um folgende Auftritte:
- Aschermittwoch der Künstler
- Kassenzahnärztl. Vereinigung
- Authentic-Festival
- Friedenskinder
- Wirtschaftsjunioren
Die große Nachfrage regt die Überlegung an, einen Musical-Medley-Workshop unter der Leitung Cynthia Groses ins Leben zu rufen, wodurch wir nicht nur ein fortlaufendes, von den großen Produktionen unabhängiges Angebot für Kinder und Jugendliche schaffen können, sondern auch stets ein kleines Programm für diese Sonderauftritte bereitstellen können.
Ein besonderer Schwerpunkt der Vorstandsarbeit 2017 bildete das so genannte Room-Management, das umfassende Verbesserungen in der Ausstattung, Pflege und Kontrolle der Räume im 3. Stockwerk vorsieht. Im Jahr 2017 konnten wir schon durch den Aufräumtag am 28.01.2017 einige Fortschritte erzielen: Die Wände erhielten einen neuen Anstrich und Studio L wie auch der Ballettsaal wurden entrümpelt und tiefgründig gereinigt.
Die Sanierung und Neugestaltung der Sanitärräume konnte fast ganz allein mit eigener Arbeitskraft fertig gestellt werden. Die Raumorganisation wurde nun endlich zentralisiert, damit es keine kollidierenden Raumbelegungen mehr gibt. Das neue Schließsystem für ca. 3.700 € sorgt für Sicherheit und Kontrolle. Im Jahr 2018 wurde die Arbeit erfolgreich fortgesetzt: Das Studio L erhielt einen neuen Boden, der Fundus neu organisiert und die Werkstatt teils neu ausgerüstet. Das Room-Mangement wird uns weiter beschäftigen und die Jahresüberschüsse für weitere Verbesserungsmaßnahmen verwendet werden.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass auch auf diesen Gebieten 2017 entscheidende Fortschritte gelungen sind. Besonders erfreulich ist, dass mittlerweile Lotto Rheinland-Pfalz ein verlässlicher Sponsor unserer Vereinsarbeit und das Koblenzer Jugendtheater ein fester Anlaufpunkt für LehrerInnen des Darstellenden Spiels geworden ist.
Unsere Programmpolitik zielt nach wie vor darauf ab, das Jugendtheater wieder auf die drei traditionellen Säulen (Musical/ Kindertheater/ experim. Schauspiel) zu stützen und damit wieder etwas breiter als in den letzten Jahren aufzustellen. Aufwändige Musiktheaterproduktionen sollen fester Bestandteil des Programms bleiben, aber eben nicht allein beherrschend. Aus diesem Grund haben wir im Jahr 2017 für das Folgejahr folgende Produktionen angestoßen
- Kaufmann von Venedig (als experimentelle Studioproduktion Mai/Juni 2018)
- Kai aus der Kiste (Kindertheater im Herbst )
- Kooperation mit Dirk Zimmer „Hat jemand Netz?“
2017 war auch ein finanziell sehr erfolgreiches Jahr. Nachdem 2016 zeitweilig ein Liquiditätsengpass herrschte und wir dringend eine finanzielle Restrukturierung einläuten mussten, verzeichneten wir eine stete Aufwärtsentwicklung, die auf folgende Ereignisse und Entscheidungen zurückzuführen ist:
- „Kostenbremse Musiker“
- Anpassungen der Eintrittspreise
- Neuer Sponsor STIFTUNG LOTTO RHEINLAND PFALZ
- Kostenbewusstsein aller Entscheidungsträger
- zunehmende Sondereinnahmen
Das zurückliegende Jahr war geprägt von Kontinuität und wachsendem Erfolg der Vereinsarbeit. Mit insgesamt vier Produktionen haben wir ein breites Programm geschaffen, das ganz unterschiedliche Zielgruppen ansprach, sowohl im Hinblick auf die Darsteller als auch das Publikum.
Die Produktionen im Überblick:
- Surfin´ Summer (Musical)
- Kaufmann von Venedig (experimentelles Schauspiel)
- Kai aus der Kiste (Kindertheater)
- Hat jemand Netz? (Kindertheater/Kooperation mit Dirk Zimmer)
Surfin Summer, das im Oktober 2017 bereits Premiere feierte, avancierte 2018 zum größten Publikumserfolg der Vereinsgeschichte. In 33 Vorstellungen mit insgesamt weit über 8.000 Zuschauern präsentierte sich ein tolles Jugend-Ensemble unter der Leitung von Frank Eller, das stets als eine harmonische Einheit auftrat und selbst bei den Wiederaufnahme-Terminen im September noch mit viel Spielfreude begeistern konnte , obgleich wir mit dieser hohen Zahl an Aufführungen auch an die Grenze des Vertretbaren gegangen sind.